Forme de lumière
Gianfredo Camesi (*1940)
Gianfredo Camesi, Forme de lumière, 1997, Öl auf Leinwand. Museo d’arte della Svizzera italiana, Lugano. Collezione Cantone Ticino. Geschenk des Künstlers

Gianfredo Camesi gilt als einer der ersten Vertretenden der Schweizer Konzeptkunst. Er konzentriert seine Reflexion auf den flüchtigen Schnittpunkt von Zeit und Raum an jenem Punkt der Geschichte, der unsere Existenz ausmacht. Im Anschluss an die Experimente, die die Kunstwelt der 1950er und 1960er Jahre prägten, führt er seine von der Strömung der informellen Kunst beeinflussten malerischen Studien durch, die sich um die Werte der Geste, des Zeichens und der Materialanalyse drehen. In Chemin du corps geht der Künstler über eine Linie aus Farbe, die er direkt aus der Tube auf den Bildträger fliessen lässt. Das Gemälde, das im Freien in einer metaphorischen Durchquerung der Landschaft entsteht, wird zu einer Lebensspur, die nur in dem Ausschnitt der Natur, den die Leinwand darstellt, sichtbar bleibt. In Forme de lumière findet die Existenz des Künstlers mittels einer körperlichen und geistigen Gestik im Material des Gemäldes ihren Niederschlag. Nachdem er eine homogene Farbschicht auf die Leinwand aufgetragen hat, legt der Künstler seine ausgestreckten Finger auf den Malgrund. Indem er die Hände langsam schliesst und dabei die noch frische schwarze Farbe entfernt, entstehen kleine Lichtstrahlen. Die Werke spiegeln eine poetische Beziehung zum Makrokosmos wider und laden die Betrachtenden zu einem bewussten Umgang mit dem ihn umgebenden Raum ein.