San Pietro
Augusto Giacometti (1877–1947)
Augusto Giacometti, San Pietro (St Peter), 1935, Öl auf Leinwand. Museo d'arte della Svizzera italiana, Lugano. Collezione Città di Lugano
Augusto Giacometti wird in Stampa im Bergell geboren. Abgesehen von einigen Aufenthalten in Paris und zahlreichen Reisen nach Italien, Frankreich, Deutschland, Norwegen, Holland, England und Nordafrika verbringt er sein ganzes Leben in Zürich. In den Jahren seiner Ausbildung steht er der Malerei von Ferdinand Hodler und dem Jugendstil nahe. Nach der entscheidenden Begegnung mit den modernen Bewegungen Frankreichs Ende des 19. Jahrhunderts entwickelt er eine künstlerische Sprache, die auf den Ausdrucksmöglichkeiten der Farbe beruht und keine naturalistische Darstellung der Wirklichkeit anstrebt, sondern diese als reine Erscheinung von Licht und Farben wiedergibt.
Das Gemälde gehört der letzten künstlerischen Periode Giacomettis an, in der neben den abstrakten Werken die von einem neuen Elan belebten figurativen Motive auftauchen, insbesondere Szenen aus dem Stadtleben und Landschaften, die von seinen zahlreichen Reisen inspiriert sind. Mit grossem Feingefühl für das Licht verteilt der Künstler die Farbe in verschwommenen Flecken auf der Leinwand, als wären sie Elemente eines Glasfensters: Durch die Intensität der Farbakkorde bring der Maler die flimmernde Luft und die Leuchtkraft eines sonnigen Mittelmeertages zum Ausdruck. Mit dem Hafen, den Bäumen, den Booten und Dächern schafft Giacometti eine faszinierende Komposition von Diagonalen, die durch den Kontrast zwischen den warmen Rot- und Gelbtönen und den kalten Blau- und Violetttönen belebt wird. Das Gemälde wurde auf der Jahresausstellung der Società Ticinese di Belle Arti (STBA) im Rahmen der Fiera nazionale svizzera gezeigt, die vom 2. bis 17. Oktober 1943 in Lugano stattfand, und von der Fondazione Caccia für das Museo erworben.