17.11.2024 – 23.03.2025

Einführung

Die Kunstgeschichte der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts ist im Kanton Tessin, mehr als in anderen Regionen der Schweiz, von starken Migrationsströmen geprägt. International bedeutende Sammler und zahlreiche Vertreter der europäischen Avantgarde suchten vor allem während der beiden Weltkriege vorübergehend oder dauerhaft Zuflucht in unserem Land und wählten unter anderem das Tessin als Wohnsitz. Auch zahlreiche Schweizer Künstlerinnen und Künstler fanden südlich der Alpen günstige Bedingungen für die Entfaltung ihrer Kunst.

Ernst Ludwig Kirchner ist der Ausgangspunkt einer der bedeutendsten künstlerischen Episoden in der Schweiz, in der das Mendrisiotto eine prominente Rolle spielt. In Castel San Pietro nämlich gründeten Paul Camenisch, Albert Müller und Hermann Scherer, inspiriert vom deutschen Künstler, in der Silvesternacht 1924 die expressionistische Gruppe Rot-Blau.

Die drei jungen Basler hatten Kirchners Kunst auf zwei grossen Ausstellungen in der Kunsthalle Basel (1923) und im Kunstmuseum Winterthur (1924) kennen gelernt. Von da an hielten sie sich – zuerst Scherer, dann Müller und schliesslich auch Camenisch – regelmässig in Kirchners Haus bei Davos in den Büdner Bergen auf, wo sie ihre künstlerischen Erfahrungen vertieften und Seite an Seite mit ihm arbeiteten. Die übrige Zeit verbringen sie teils im Mendrisiotto, dessen Landschaft die meisten ihrer Arbeiten inspiriert hat, teils in Basel, wo sie Ausstellungsmöglichkeiten, Anerkennung durch die Kritik und Zugang zum Kunstmarkt sowie zur Sammlerwelt suchen.

Die Ausstellung im MASI zeigt eine Auswahl von mittel- bis grossformatigen Gemälden Kirchners, die der Künstler in Basel und Winterthur gezeigt hat. Die Auswahl basiert auf Fotografien, die der Künstler selbst von den Ausstellungen gemacht hat und auf denen die Werke zu sehen sind. Zu dieser ersten Gruppe von Gemälden, die in den ersten Jahren seines Aufenthalts in Graubünden entstanden sind, gesellt sich eine Auswahl von Werken aus den Jahren 1924-1926, einer Zeit, in der die Mitglieder der Gruppe Rot-Blau ihren Mentor mit einer gewissen Regelmässigkeit besuchten. Es handelt sich also einerseits um Werke, die zur Hinwendung der jungen Basler Künstler zum Expressionismus beitrugen, und andererseits um Werke, die Kirchner während der gemeinsamen Schaffensperiode mit seinen Anhängern schuf.

Kirchner kam im Mai 1917 zum ersten Mal nach Davos. Durch die Kriegserlebnisse traumatisiert und durch Drogen- und Alkoholmissbrauch geschwächt, ist seine körperliche und geistige Verfassung schlecht; er wird sich erst 1921 erholen. Nach einigem Zögern entschloss er sich, sich in dem Bündner Kur- und Fremdenverkehrsort am Rande der Gesellschaft niederzulassen, wo er bis zu seinem Tod (durch Selbstmord) blieb. In der einheimischen Bevölkerung und in der Berglandschaft findet er neue Motive und verändert gleichzeitig seine Bildsprache: Die Farbpalette ändert sich, die Linien und perspektivischen Spiele werden zunächst strenger und verschlungener, um sich Mitte der zwanziger Jahre wieder zu lockern und neue Harmonien entstehen zu lassen.

Die Transhumanz, die Bergbauern und ihre Tiere, das Haus auf der Stafelalp, das Haus “In den Lärchen” und das Wildbodenhaus, die unverwechselbare Silhouette des Tinzenhorns und die Bäume und Lärchenwälder werden zu wiederkehrenden Motiven in seinem Werk, zu Themen, die ihn sowohl in seiner Malerei als auch in der Grafik inspirieren. Einige dieser Bilder zeigt er in den Ausstellungen in Basel und Winterthur neben Werken, die noch in Deutschland entstanden sind und Strassenszenen und Szenen aus dem Stadtleben, Zirkusakrobaten und Cabaret-Tänzerinnen zeigen, eine Welt, die nicht mehr zu seinem Alltag gehört.

Auf diese vertiefte Präsentation folgt im Rahmen der Sammlungsausstellung des MASI ein Teil, der den Werken des Expressionismus gewidmet ist; mit besonderem Augenmerk auf den Vertretern der Gruppe Rot-Blau und anderen Basler Künstlern, die dieser wichtigen künstlerischen Erfahrung in unserem Land nahestanden.

Werke

Tinzenhorn – Zügenschlucht
bei Monstein

1919–1920

Als Kirchner die Bergwelt seiner neuen Heimat Graubünden malt, ist das majestätische Tinzenhorn eines seiner Lieblingsmotive. Hier ist der Gipfel kurz vor dem Mondaufgang dargestellt, der sich durch einen smaragdgrünen Lichthof am Nachthimmel ankündigt, während die Berge rötlich-violett gefärbt sind. Die kontrastreiche Anordnung der Komplementärfarben und die in der Komposition vorherrschenden Diagonalen begleiten den Blick von der Kirche von Monstein am linken vorderen Bildrand bis zum hintersten Berg rechts, dem Tinzenhorn. In dieser fast mystisch anmutenden Stimmung, deren Farbigkeit auf ein boreales Phänomen hinzuweisen scheint, fängt Kirchner das Wesen der Bergwelt ein.

Alpküche
1918

Kirchner kommt 1917 in die Schweizer Berge, um sich von einer physischen und psychischen Krise zu erholen. Das Gemälde zeigt die Küche der Alphütte, die der Künstler auf der Stafelalp oberhalb von Davos Frauenkirch gemietet hatte. Auffallend sind die leuchtenden Farben und die verzerrte Perspektive. Warme Rosa- und Gelbtöne erhellen die auf das Wesentliche reduzierte Szenerie. Der Blick wird in einer Art Spirale über die Wände und rund um die am Tisch sitzende Figur im Vordergrund herum bis zur offenen Fenstertür im Hintergrund geführt, durch die eine sonnige Landschaft zu sehen ist. Das Tinzenhorn in der Ferne bildet den Fluchtpunkt der gesamten Komposition.

Alpaufzug
1918/1919

Bevor sich Kirchner in Davos niederlässt, malt er das hektische Stadtleben und Szenen aus Zirkus und Kabarett. Um 1917 entwickelt der Künstler unter dem Einfluss seiner neuen Umgebung eine tiefe Faszination für das bäuerliche Leben und die von mächtigen Bergen und unberührter Natur geprägte Landschaft. Alpaufzug ist eines seiner ersten grossformatigen Gemälde mit alpinem Sujet. Das Vieh, das auf einem steilen Pfad zu den fernen Gipfeln hinaufsteigt, ist mit kräftigen Pinselstrichen, leuchtenden Farben und ex­pres­sivem Einsatz von Tiefe und Proportionen gemalt, was zu einer völlig subjektiven Wiedergabe der Szene führt.

Bauernmittag
1920

In diesem Werk zeugen die Darstellung der Figuren und die Verwendung von Farben sowie Formen von einem der intensivsten Momente in Kirchners Schaffen. Gerade diese Elemente führten jedoch zu seiner Verfemung, als sich in den dreissiger Jahren in Deutschland der Begriff “Entartete Kunst” für die vom NS-Regime nicht anerkannte moderne Kunst etablierte. Nach diesen Kriterien stellte das Gemälde eine Beleidigung des Bauernstandes dar, da seine Darstellung als grotesk und verhöhnend interpretiert wurde. Bauernmittag ist eines der 32 Werken des Malers, die 1937 in der Propagandaausstellung Entartete Kunst in München gezeigt wurden. Mit über 600 beschlagnahmten Werken ist Kirchner einer der am stärksten von den Anfeindungen der Nationalsozialisten betroffenen Künstler.

Pferdegespann mit drei Bauern
1920/1921

Auffallend ist der Kontrast zwischen den grossflächig aufgetragenen, reinen Farben des Gemäldes: Das Blau, Grün und Gelb des Wagens und der drei Bauern kontrastiert mit dem Rot der Pferde und des Hintergrunds. Der Künstler umgibt die Figuren mit scharf abgegrenzten dunklen Flächen, die der Komposition eine dramatische Note verleihen. Das Bild zeigt eine Szene, wie sie zur Entstehungszeit des Gemäldes in den Strassen von Davos alltäglich war. Da im Kanton Graubünden bis 1925 ein generelles Fahrverbot für Motorfahrzeuge galt, wurden langsame Transportmittel wie Pferdewagen benutzt.

Das Tobel
1920 ca.

Schon bei seinem ersten Aufenthalt in den Bündner Bergen ist Kirchner fasziniert von der Lebensweise der einheimischen Bevölkerung und ihrer Fähigkeit, den Widrigkeiten der Bergwelt zu trotzen. In Das Tobel malt der Künstler eine unwegsame Schlucht und unterstreicht dabei die Gefährlichkeit des Geländes durch die Wiederholung vertikaler Farbstreifen. Er verzichtet hier auf die für seine Malerei typische Verzerrung der Formen zugunsten einer realistischeren Darstellung. Die Grün- und Blautöne zeigen eine Kontinuität zu früheren Werken, gleichzeitig aber auch ein neues Interesse für Rosa- und Violetttönen, das sich im Laufe der Zeit noch verstärken sollte.

Bäuerin mit Kind (Märchenerzählerin)
1922

Das auffälligste Element dieser Arbeit sind die zahlreichen Kontraste. Zunächst fällt der klare Gegensatz zwischen dem Graublau der beiden Figuren in der Mitte und dem leuchtenden Rot der Wände auf. Die markanten Gesichtszüge der älteren Frau links kontrastieren mit dem jungen, frischen Gesicht des Mädchens, das neben ihr sitzt und ihren Geschichten lauscht. Die Ausstattung des Raumes zeugt von Kirchners Interesse an textiler Kunst; im Vergleich zu der Winterlandschaft vor dem Fenster wirkt die farbenfrohe Einrichtung fast exotisch. Das Licht des weissen Schnees findet sich in den beiden Tassen auf dem Tisch wieder, die den Blick des Betrachters auf sich ziehen.

Italienische Bahnarbeiter
1923

Kirchner porträtiert hier vier Bahnarbeiter bei einer Arbeitspause. Die Draisine hinter den Figuren im Vordergrund verrät ihre Tätigkeit, die auch im Titel des Werks erwähnt wird. Es handelt sich um Arbeiter aus Italien: Die Rhätische Bahn wurde zu einem grossen Teil von italienischen Arbeitern gebaut, die noch in den frühen zwanziger Jahren mit der Elektrifizierung des Streckennetzes beschäftigt waren, die 1922 abgeschlossen wurde. Angesichts Kirchners Vorliebe für die bäuerliche Welt ist es ein für ihn eher seltenes Motiv. Die Farbpalette entspricht der dargestellten Szene; der eher dunkle, gedämpfte Ton der Farben steht im Einklang mit der Umgebung, die in den Rau­ch von Pfeifen und Maschinen gehüllt ist.

Vor Sonnenaufgang
1925/1926

Kirchner und seine Lebensgefährtin Erna Schilling betrachten die Landschaft bei Sonnenaufgang. Die beiden Skulpturen links, die Adam und Eva darstellen, führen ein zweites Porträt in die Komposition ein und betonen das hier behandelte Mann-Frau-Motiv. In diesem Werk erlaubt sich der Künstler einige Freiheiten in Bezug auf die Wirklichkeitstreue, wie das jugendliche Aussehen der dargestellten Figuren und der falsche Standort der beiden Skulpturen zeigen. Dasselbe gilt für die Anspielung auf den Sonnenaufgang im Titel des Gemäldes: Die Ausrichtung des Wildbodenhauses erlaubte nur den Blick auf die Berge im Westen, wo die Sonne nicht auf-, sondern untergeht.

Waldlandschaft mit Bach
1925/1926

Das Leben in den Bergen hat einen starken Einfluss auf das Werk des Künstlers, der an die Hektik der Stadt gewöhnt ist. Doch während sich die Motive im Vergleich zu den Werken vor seinem Aufenthalt in der Schweiz radikal verändern, weisen einige stilistische Aspekte eine Kontinuität auf. Die hier vorherrschenden Grün- und Blautöne – kombiniert mit einem Rosa-Violett –, sind die dominierenden Farben in Kirchners Landschaftsbildern. Die sanfte Bewegung des Bodens steht im Kontrast zu den vertikalen Linien der Baumstämme im Wald. Diese Darstellungsweise findet sich auch in den Waldlandschaften von Hermann Scherer, Albert Müller und Paul Camenisch wieder, den Gründern der Schweizer Expressionistengruppe Rot-Blau, die zu dieser Zeit regelmässig in Kirchners Haus zu Gast waren.

Biografische Angaben

1880–1904
Ernst Ludwig Kirchner wird am 6. Mai 1880 im bayerischen Aschaffenburg geboren. Er ist der älteste von drei Brüdern und Sohn von Maria Elise und Ernst, einem Papierchemiker. Die Familie lebt zunächst in Frankfurt am Main und in der Nähe von Luzern, bevor sie 1890 nach Chemnitz zieht, wo Kirchner das Gymnasium besucht. Obwohl er eigentlich Künstler werden wollte, beugt er sich nach dem Abitur dem Wunsch seines Vaters und schreibt sich 1901 an der Architekturfakultät in Dresden ein. Zwischen 1902 und 1904 entstehen erste Gemälde und Holz-schnitte.

1905–1916
Zusammen mit Fritz Bleyl, Erich Heckel und Karl Schmidt-Rottluff gründet er am 7. Juni 1905 die Künstlergruppe Die Brücke. Bis zu ihrer Auflösung 1913 finden 70 Ausstellungen der Brücke und 30 Gruppenausstellungen mit ihrer Beteiligung statt. 1911 übersiedelt Kirchner nach Berlin. Erste Einzelausstellungen in der Berliner Galerie Gurlitt und im Museum Folkwang in Hagen. Er lernt Erna Schilling kennen, mit der ihn eine lebenslange Beziehung verbinden wird. 1916 meldet er sich zum Militär, wird aber wegen eines psychischen und physischen Zusammenbruchs wieder entlassen. Zunehmende Angstzustände führen zur Einweisung in ein Sanatorium in Königstein, wo er sich in der Folgezeit mehrmals aufhält. Sein Gesundheitszustand bessert sich jedoch nicht, was auch auf Drogenmissbrauch zurückzuführen ist.

1917–1918
Erster kurzer Aufenthalt in Davos, gefolgt von einem längeren auf der Stafelalp oberhalb von Davos Frauenkirch, wo er eine Entziehungskur beginnt. Hier entstehen erste Arbeiten mit Gebirgslandschaften. Danach begibt er sich in ein Sanatorium am Bodensee. Gemeinsam mit dem Kunstsammler Gustav Schiefler beginnt er mit der Planung einer Publikation seines grafischen Werks. Im Juli 1918 verlässt er das Sanatorium und kehrt auf die Stafelalp zurück. Im September bezieht er das Haus “In den Lärchen”. Er verfasst das Manifest Glaubensbekenntnis eines Malers, das 1919 veröffentlicht wird.

1919–1922
Unter dem Pseudonym Louis de Marsalle (eine fiktive Figur, die immer wieder auftaucht) schreibt er den ersten kritischen Text über sein Werk, der 1920 in der Zeitschrift “Genius” veröffentlicht wird. Er stellt in der Nationalgalerie in Berlin und im Hotel Belvedere in Davos aus. Anfang 1921 überwindet er seine Morphiumsucht. Eine Einzelausstellung findet im Kronprinzenpalais in Berlin statt. Ludwig Schames zeigt in seiner Frankfurter Galerie Kirchners “Schweizer Arbeiten”, zu denen der Künstler unter seinem Pseudonym einen Text im Katalog veröffentlicht.

1923–1924
Im Juni 1923 stellt Kirchner in der Kunsthalle Basel aus und knüpft erste Kontakte zur jungen Basler Kunstszene: Er lernt die Künstler Hermann Scherer und Albert Müller kennen. Scherer besucht ihn im August und Dezember in Davos. Im Herbst bezieht Kirchner ein Haus auf dem Wildboden. Im Januar 1924 beginnt ein reger Briefwechsel mit Müller, der ihn im April be-sucht. Vom 22. Juni bis 13. Juli findet im Kunstmuseum Winterthur eine grosse, umstrittene Einzelausstellung Kirchners statt, an deren Aufbau Scherer beteiligt ist. Gustav Pauli, Direktor der Hamburger Kunsthalle, erwirbt bei dieser Gelegenheit das Gemälde Bauernmittag, das der Kunsthalle durch die Aktion “Entartete Kunst” des Nazi-Regimes 1937 verloren gehen wird. Im Sommer besuchen ihn Scherer und Müller. Unter dem Eindruck von Kirchners Arbeiten grün-den sie in der Silvesternacht zusammen mit Paul Camenisch im Tessiner Dorf Castel San Pietro die Schweizer Expressionistengruppe Rot-Blau.

1925–1926
Enge Zusammenarbeit mit Müller, mit dem er die Internationale Kunstausstellung in Dresden besucht. Für die Ausstellung konzipiert er einen Raum, welcher der jungen Schweizer Kunst gewidmet ist und lädt Müller, Scherer, Camenisch und Philipp Bauknecht ein, an der Ausstellung teilzunehmen. Schiefler veröffentlicht den ersten Band des Werkverzeichnisses des grafischen Werks (der zweite Band erscheint 1931). Am 14. Dezember stirbt Müller an einer Typhuserkrankung.

1927–1933
Am 13. Mai 1927 stirbt auch Scherer, und die verbliebenen Mitglieder beschliessen, die Gruppe Rot-Blau aufzulösen. Kirchner bereitet eine Gedenkausstellung für Müller in der Kunsthalle Basel vor, für die er den Katalogtext schreibt und einen Holzschnitt für das Plakat anfertigt. 1928 veröffentlicht er ebenfalls einen Text im Katalog zur Gedenkausstellung für Scherer. Im selben Jahr wird die zweite Gruppe Rot-Blau gegründet, von der sich Kirchner entschieden distanziert. Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten im Januar 1933 wird das Verhältnis zu Deutschland immer schwieriger. In der Kunsthalle Bern findet eine grosse anthologische Ausstellung statt; für deren Katalog verfasst er einen letzten Beitrag unter dem Pseudonym Louis de Marsalle, den er später für tot erklärt.

1934–1937
Sein Gesundheitszustand verschlechtert sich zusehends, worauf er mit einer massiven Einnahme von Barbituraten reagiert. Im Januar 1937 eröffnet das Detroit Institute of Arts seine erste museale Einzelausstellung in den USA. In Deutschland werden seine Arbeiten als “entartete Kunst” eingestuft: Über 600 seiner Werke werden beschlagnahmt, und 1937 sind 32 seiner Arbeiten auf der Ausstellung Entartete Kunst in München zu sehen.

1938
Nach dem Anschluss Österreichs an Deutschland verschlechtert sich Kirchners psychischer Zustand drastisch; er vernichtet zahlreiche seiner Werke. Am Morgen des 15. Juni nimmt er sich in seinem Haus auf dem Wildboden durch einen Schuss ins Herz das Leben. Im Juli werden fünf seiner Werke in der Ausstellung Twentieth Century German Art in London gezeigt, die als Reaktion auf die Ausstellung Entartete Kunst in München organisiert wurde.